Für mich ist Fotografie sowohl ein mentaler als auch faktischer Prozess.

Grundsätzlich besteht „meine Fotografie“ aus drei Phasen oder Aktions-Blöcken:

  • Sehen und Erkennen
  • Erfassen und Aufnehmen
  • Optimieren und Präsentieren

Dieses Foto stellt sehr gut da, was ich damit meine.

  • Sehen und Erkennen

Dieses Foto ist bei einem normalen Waldspaziergang mit Frau und Hund entstanden. Es war keine besondere Location, kein besonderes Licht und es gab keine geplante Handlung etc.

Es war ein ganz normaler Baumstamm, an dem die meisten einfach vorbeigehen.

Wenn man aber die Muster, Strukturen, Linien und Details erkennt, erkennt man das Potenzial für ein Foto.

Viele meiner Bilder würde ich als „Part Art“ bezeichnen, einen Begriff, den ich selber erfunden habe.

Wenn das Ganze ggf. noch langweilig ist, ist es die Konzentration auf einen Ausschnitt nicht mehr.

  • Erfassen und Aufnehmen

Ein Foto entsteht nur dann, wenn es auch tatsächlich aufgenommen wird. 

Leider habe ich relativ selten eine Fotoausrüstung dabei; es sei denn, ich plane konkret zu fotografieren.

Ein Smartphone, selbst wenn es wie hier ein älteres Modell ist, geht aber immer.

„Aufnehmen“ beinhaltet hierbei den gesamten technischen Bereich, d.h. ISO, Belichtungszeit, Blende etc.

Bei einer Aufnahme mit dem Smartphone ist es meistens die Standard-Einstellung. Wenn im RAW-Format aufgenommen wird, ist dies meistens kein Problem, solang man starke Überbelichtungen vermeidet.

„Aufnehmen“ bedeutet aber auch – und vor allem – die Perspektive und den Ausschnitt zu wählen.

Bei diesem Baum war es wichtig, dass das Bild vollständig durch die Strukturen gefüllt war und es keine Ränder gab.

Der rechte und der linke Teil zeigt jeweils eine komplett abweichende Art von Struktur.

Es kommt also nicht nur darauf an, eine Rinde oder Borke aufzunehmen, sondern auf den konkreten Ausschnitt und die Verteilung der Elemente.

  • Optimieren und Präsentieren

Hier wurde nicht viel gemacht. Allerdings haben SW, Struktur  und Kontrast die Details besonders hervorgebracht.

Das Foto wurde sehr oft gedreht, bevor ich mich für diese Variante entschieden hatte.

Im Querformat dokumentiert es nicht mehr einen konkreten Baum, sondern zeigt interessante Strukturen ohne Bezug zu einer realen Existent.

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Hier ist ein weiteres Beispiel, welches noch viel extremer ist.

  • Sehen und Erkennen

Links sieht man die Hände meiner Frau, völlig unspektakulär irgendwo im Biergarten.

Ich hatte irgendwie „Die betenden Hände“ von Dürer im Kopf und das Foto mit einem Smartphone geschossen.

Auch dieses Bild gehört in die Kategorie „Part Art“, da nur in kleiner Teil zum neuen Hauptmotiv wurde.

  • Erfassen und Aufnehmen

Dieser Aspekt ist nur daher wichtig, dass er stattgefunden haben muss.

Eigentlich war das Ganze nur für einen „Ideenspeicher“ gedacht. Eine „bewusste“ Aufnahme sollte dann später entstehen. Ich denke hier an eine ganze Serie mit Händen.

  • Optimieren und Präsentieren

Im Gegensatz zum ersten Bild wurden hier diverse Schieber (Kontrast, Tonwerte etc.) bis zum Anschlag gedreht, nach durch Sättigung = 0% der SW-Effekt entstanden ist.

Danach wurden noch diverse Tools aus der Nik-Collektion (HDR und Silver Efex) eingesetzt.

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