Für mich gab es zwei Auslöser, mich mit dieser Frage intensiver und nach Möglichkeit abschließend zu befassen:

  • Nach dem Smartphone kam APS-C, welches dann wieder verkauft wurde, da ich davon ausgehe, dass es für APS-C keine technische Entwicklung mehr gibt. Ich bin davon ausgegangen, dass der kleine Sensor mit hochgezüchteten Smartphones konkurriert und dort verlieren wird. (Dies war Mitte 2020 und bisher habe ich nichts gefunden, was diese Aussage bestätigt oder entkräftet.
  • APS-C ist preiswerter als Vollformat, von der Leistung aber grundsätzlich schlechter. Wenn ich jetzt einen fixen Betrag habe, z.B. 2.000€, fahre ich dann mit einer 60%-VF-Lösung zu diesem Preis nicht ggf. schlechter als mit einer 90%-APS-C-Lösung?
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Jeder, der einmal mit Jura zu tun hatte, kennt die Antwort:

Es kommt darauf an!

Beide Systeme haben ihre Berechtigung, ihre Vorteile und Nachteile; allerdings immer in einem bestimmten Umfeld.

Es kommt also darauf an, was man fotografieren will und wie die jeweiligen Umstände sind.

  • Basics
    • APS-C und Vollformat sind Sensor-Größen, wobei Vollformat die ca. 1,5-fache Größe vom APS-C hat.
    • Bei gleicher Anzahl von Sensor-Pixel (z.B. 24,2MP) verteilen diese sich auf eine unterschiedlich große Fläche. Bei Vollformat kann ein Pixel somit größer sein als bei APS-C.
    • Der „APS-C-Bereich“ liegt im Zentrum vom Vollformat und somit dort, wo die Qualität von Objektiven am besten ist.
    • Für Vollformat ist es somit wichtig, dass das Objekt auch an den Rändern sehr gute Leistung bringt, wodurch diese Objektive i.d.R. teurer sind.
    • I.d.R. sind APS-C-Objektive auch Vollformat-fähig und umgekehrt. 
  • Der Crop-Faktor
    • „Croppen“ bedeutet, dass man einen Bildausschnitt wählt, ausschneidet  und diesen dann auf das ursprüngliche Format vergrößert.
    • Das Maß der Vergrößerung (meistens 1,5 oder 1,6) ist der Crop-Faktor.
    • Der Bildausschnitt bleibt derselbe, ob ich mit z.B., 50mm-Vollformat eine digitalen Zoom von 1,5 verwende oder ein Objektiv mit 75mm oder im APS-C-Modus (an einem Vollformat-Sensor) ein 50mm-Objektiv ohne Zoom verwende. Durch diesen Modus simuliere ich quasi einen APS-C-Sensor. Bei Verwendung eines APS-C-Sensors wird grundsätzlich und ohne weitere Einstellungen die verwendete Brennweite mit 1,5 (Coop-Faktor) multipliziert.
  • Auswirkung der geänderten Brennweite
    • Ob ich einen Bildausschnitt vergrößere oder Direkt eine längere Brennweite verwende, hat eine Auswirkung auf die Perspektive. Dies wird jetzt aber nicht berücksichtigt.
    • Für manche Motive (Tiere, Sport, Vollmond…) ist APS-C daher von Vorteil, da man aus jedem Objektiv mehr Brennweite herausholt. Ein 70-300 mm erzeugt somit 105-450 mm. 
    • Wer ein Weitwinkel benötigt, hat jetzt natürlich besonders schlechte Karten. Um nicht über 24mm zu kommen, muss das Objektiv daher bei maximal 16mm liegen, was die Auswahl – und unter Budget-Gesichtspunkten – erheblich einschränkt. Für Landschaft, Architektur und Sternenhimmel ist Vollformat somit einfacher.
    • Ich habe eine Vollformat-Kamera mit 24,2 MP und verlängere meine Brennweite des öfteren, in dem ich durch entsprechende Einstellung der Kamera eine APS-C-optimiertes Objektiv vorspiele. Da wie oben beschrieben nur ein Teil des Sensors genutzt wird, reduziert sich dann auch die Pixel-Anzahl auf 10,6 MP, was bei Präsentation im Internet völlig belanglos ist, bei qualitativ hochwertigen und großformatigen Ausdrucken aber ein K.O.-Kriterium sein kann.
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  • Auswirkungen auf Fokussierung, Bildschärfe, ISO etc.
    • Ob ein Objektiv schnell und präzise fokussiert werden kann, hängt vom Motor, der Kompatibilität mit der Kamera und dem Autofokus-System der Kamera ab. Eine APS-C-Kamera Sony Alpha 6500 hat einen extrem schnellen Fokus und viele Fokusfelder (auf der kleinen Fläche) und arbeitet daher bestimmt besser, als die Vollformat-Variante Alpha 7ii. Alleine von der Kamera her, ist APS-C hier auch die teurere Variante.
    • Eine längere Brennweite benötigt eine längere Belichtungszeit oder mehr Licht durch die Blende. Dies könnte sich als limitierenden Faktor für den Einsatz ergeben. Will man denselben Lichtwert erzielen, müsste die Offenblende z.B. F/1.8 anstelle von F1/2.8 möglich sein, was die Preise dann häufig wieder angleicht.
    • Bei gleicher Offenblende muss der ISO-Wert erhöht werden, was sich dann im Rauschverhalten widerspiegelt. Hier liegt der größte Vorteil des Vollformates. Hinzukommt, dass sich die Sensoren auf eine größere Fläche verteilen, was das Rauschverhalten ebenfalls positiv beeinflusst.
  • Resumee
    • Bei Sonne und Landschaftsaufnahmen ohne Extrembrennweiten machen alle Systeme vergleichbar gute Aufnahmen.
    • Ist nur wenig Licht verfügbar – oder weniger, als benötigt – ist Vollformat im Vorteil.
    • Benötige ich lange Brennweiten und habe genug Licht, ist APS-C von Vorteil.
    • Weitwinkel und Extrem-Weitwinkel sind im APS-C-Umfeld kaum vorhanden und kaum bezahlbar. Gerade wenn noch wenig Licht hinzukommt (Astrofotografie) hat man nur mit Vollformat eine Chance.
    • Vollformat ist sowohl bei der Kamera als auch bei den Objektiven häufig größer und schwerer als APS-C. Je nach Situation kann dies entscheidend sein, ob man gerade eine Kamera dabei hat oder nicht.
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Es gibt eine große Liste an bekannten Unterschieden. Ich habe aber festgestellt, dass nicht alle Unterschiede für mich die gleiche Relevanz haben.

  • Das Image von Vollformat liegt in der Prof-Szene, dass von APS-C im Hobby-Bereich
    • Am Anfang war es mir wichtig, inzwischen freue ich mich darüber, dass ich auch mit „Hobby-Equipement“ gute Bilder kann.
  • Vollformat ist teuerer als APS-C
    • Ich stelle diesen Vergleich wieder an, da ich schwanke zwischen der Alpha 7iii und der Alpha 6500. Preislich sind beide vergleichar.
    • Objektive sind für Vollformat allerdings tatsächlich teuerer. (Ein 35mm F/1.8 kostet als APS-C 369€ und als VF 549€.)
  • APS-C ist kleiner und leichter
    • Sony hat die Alpha 7c herausgebracht, die als Vollformat den Maßen der Alpha 6000 entspricht
    • Ansonsten beträgt der Unterschied bestimmt 50%, vor allem, wenn man auch die Objektive berücksichtigt.
    • Selbst die VF-Kamera hatte ich um einen Batterie-Griff erweitert, damit sie besser in der Hand liegt. 
    • Wer mit dem Display und nicht mit dem Sucher arbeitet, für den ist auch das kleinere Display von Nachteil.
  • Rauschverhalten
    • Der größere Sensor nimmt mehr Licht auf  und benötigt somit weniger ISO.
    • Für das gleiche Geld bekommt man allerdings lichtstärkere APS-C-Objektive, wodurch ein Teil wieder ausgeglichen wird.
    • Das Wichtigste für mich ist aber meine Motiv-Wahl
      • Kein Astro, kein Indoor; d.h. Blende 5,6-8 reicht meistens
      • kein Sport oder Action, d.h. immer ausreichende Belichtungszeit
    • Es gibt sehr effektive Tools (z.B. Denoise), um Rauschen nachträglich zu entfernen
    • Wenn der Auto-ISO bei z.B. 800 limitiert ist, bekommt man auch mit APS-C kein Problem
  • Objektiv-Auswahl
    • Durch APS-C wird die Brennweite mit 1,6 multipliziert; aus 11mm werden 18mm, aus 18mm werden 24mm und aus 70 mm werden 105mm…
    • Auch im VF habe ich mein 11mm Fischauge immer im APS-C-Modus, d.h. mit 18mm verwendet.
    • Ein 16mm-70mm Objektiv deckt 24mm-105mm ab, was somit mein VF 28mm-70mm ersetzen könnte.
    • Weitwinkel mit 24mm oder weniger sind für APS-C kaum verfügbar.
    • Aus meinem 70mm-300mm wird aber ein 105mm-450mm, was einem sehr großen Tele entspricht.
    • wer hohe Lichtstärke und Weitwinkel benötigt, hat bei APS-C schlechtere Karten.
    • APS-C-Objektive kann man am VF-Body einsetzen. Aus 24MP werden dann aber 10.6MP
    • Ein VF-Objektiv am APS-C ist dagegen eine große Qualität-Verbesserung, da nur der Mittelteil verwendet wird. Unschärfen etc. treten aber vorwiegend an den Rändern auf.
  • Ich fotografiere Architektur (außen, nicht innen) und Landschaft bei schönem Wetter. Daher dürfte APS-C hier kein Problem darstellen.

(aktualisiert 10. Aug. 2023)